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Forschungsprojekt, Emilia Henkel, »Die Geschichte der ersten Asylunterkunft Thüringens online erkunden«

Eingangstor zum Gelände der ehemaligen Unterkunft. Foto: Jadwiga Henkel, 12. April 2022
Eingangstor zum Gelände der ehemaligen Unterkunft. Foto: Jadwiga Henkel, 12. April 2022

Welchen Unterschied macht es, wer die Geschichte aufschreibt?
Was würden ehemalige Bewohner*innen hervorheben?
Was wäre den Menschen aus den umliegenden Orten wichtig?
Und was dir?

Die erste Asylunterkunft Thüringens, eröffnet wenige Monate nach dem Beitritt im Januar 1991, lag mitten im Thüringer Wald in der Nähe von Tambach-Dietharz. Wandert man heute an dem von einem hohen Metallzaun umgrenzten Lagergelände am Neuen Haus vorbei, erfährt man nichts von dieser Vergangenheit. Es gibt bis jetzt keine Gedenktafeln oder Chroniken.
Mithilfe einer Förderung des Hochschulwettbewerbs ist nun die Webseite www.camp-tambach.de zu der Geschichte der ersten Thüringer Asylunterkunft entstanden. Dort sind Nutzer*innen eingeladen, selbst Quellen zu interpretieren und beim Lesen der Interpretationen anderer darüber nachzudenken, wie Geschichtsschreibung durch persönliche Perspektiven geprägt ist.

Neben einem Bericht der geflüchteten Bewohner*innen, einem Zeitungsartikel und einem Dokumentarfilm über ihren Protest gegen die schlechte Unterbringung können auf der Webseite auch Spuren an den ehemaligen Unterbringungsgebäuden erkundet werden, die die Asylsuchenden hinterlassen haben.
Die Webseite will keine endgültige Deutung anbieten, sondern zum Fragen anregen: Wie könnte die Geschichte der Asylunterkunft und ihrer Bewohner*innen anhand dieser Quellen geschrieben werden? Welchen Unterschied macht es, wer die Geschichte aufschreibt? Was würden ehemalige Bewohner*innen hervorheben? Was wäre den Menschen aus den umliegenden Orten wichtig und was den Besucher*innen der Webseite selbst?

Die Webseite basiert auf Forschungen zu der Asylunterkunft am Neuen Haus im Rahmen der Masterarbeit von Emilia Henkel. Das Projekt wurde ab März 2022 von einem fünfköpfigen Team aus Jena und Berlin mit und ohne Fluchterfahrung und geschichtswissenschaftlicher Ausbildung umgesetzt und finanziell durch eine Förderung des Hochschulwettbewerbs ermöglicht. Eine enger Austausch bestand mit Dr. Carsta Langner und Dr. Franka Maubach.
Die Webseite ist ins Englische, Französische, Russische und Arabische übersetzt, um möglichst viele Menschen zur Diskussion der Quellen einzuladen.

Die Projektmitarbeiter*innen freuen sich über Besuche und Kommentare zu den Quellen auf der Webseite! Bei Nachfragen, Feedback, oder Interesse an einem Workshop zur Geschichte der ersten Asylunterkunft Thüringens schreiben Sie gerne an info@camp-tambach.de

Veröffentlicht am: 20. Dezember 2022, 10:15 Uhr