Forschungsverbund Diktaturerfahrung + TransformationForschungsverbund Diktaturerfahrung + Transformation

Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren

Einblicke

‹ zurück zur Einblicke-Liste

Dr. Christian Fischer & Prof. Dr. Sandra Tänzer, »Vom Heimatkundeunterricht zum Sachkundeunterricht: Die Grundschule vor und nach 1989«

Schulbücher Heimatkunde Klasse 4
Schulbücher Heimatkunde Klasse 4

»Vom Heimatkundeunterricht zum Sachunterricht: Die Grundschule vor und nach 1989« – Publikationsvorschau

Eine wichtige Komponente des Forschungsprojekts von Dr. Christian Fischer und Prof. Dr. Sandra Tänzer bildet die Untersuchung der didaktisch-methodischen Konzeption des Heimatkundeunterrichts in der DDR. Richtungsgebend ist die Frage, wie der Heimatkundeunterricht didaktisch-methodisch gestaltet sein sollte. Welche Ansätze und Prinzipien kennzeichneten die Heimatkunde-Methodik im Kontext der DDR-Pädagogik? Mit welchen offiziellen Erwartungen waren die Lehrkräfte in ihrem Unterricht konfrontiert?
Über die Auseinandersetzung mit diesen Fragen lassen sich sensibilisierende Konzepte für die geplante Durchführung einer Interviewstudie zu den Erfahrungen von Lehrkräften vor und nach 1989 generieren. Außerdem liefert die Auseinandersetzung mit dem DDR-Heimatkundeunterricht einen Beitrag zur Bildungsgeschichte des Faches Heimatkunde/Sachunterricht.
In diesem Zusammenhang wollen wir auf zwei Publikationen hinweisen, die erste Ergebnisse unseres Forschungsprojekts enthalten und aktuell im Erscheinen sind:

Fischer, Christian/Tänzer, Sandra (i.E.): Didaktisch-methodische Ansätze im DDR-Heimatkundeunterricht. In: Böhme, Nadine (u.a.) (Hrsg.): Eine Schule für alle – 100 Jahre Grundschule – Mythen, Widersprüche, Gewissheiten«. Wiesbaden.

In diesem Beitrag untersuchen wir zwei ausgewählte Stundenkonzeptionen aus den »Unterrichtshilfen Heimatkunde« der Klasse 4; eine aus dem gesellschaftlichen Teilbereich und eine aus dem naturkundlichen Teilbereich des Heimatkundeunterrichts. Weil die Unterrichtshilfen sehr detaillierte Stundenplanungen enthielten, offerieren sie aufschlussreiche Einblicke darüber, wie der Heimatkundeunterricht in der DDR sein sollte. Die Fragestellung für die Untersuchung der beiden Stundenkonzeptionen lautete: Welche methodisch-didaktischen Vorstellungen und Ansätze waren anleitend? Gab es Unterschiede zwischen den beiden Teillehrgängen? Und wenn ja, welche? Weiterführend wird untersucht, welche didaktischen Probleme in welchem Umfang in den Stundenkonzeptionen angelegt waren. Hier geht es vor allem um drei Problembereiche:
a) die Ideologisierung,
b) die potentielle Überformung der kindlichen Lebensweltorientierung durch das Prinzip der Wissenschaftlichkeit und
c) die Störung der Selbsttätigkeit der Lernenden durch eine enge Unterrichtssystematik.

Fischer, Christian/Tänzer, Sandra (i.E.): Werteerziehung im Heimatkundeunterricht der DDR. Eine Rekonstruktion ausgewählter Ansätze. In: Busch, Matthias/Wegner, Anke (Hrsg.): Bildung und Demokratie im 20. Jahrhundert – Perspektiven bildungsgeschichtlicher Fachunterrichtsforschung«. Frankfurt/M.

Der Beitrag setzt sich mit der didaktisch-methodischen Konzeption der sozialistischen Werteerziehung im Heimatkundeunterricht der DDR in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre auseinander. Die anleitende Fragestellung lautet: Wie war die Werteerziehung im Heimatkundeunterricht didaktisch-methodisch konzipiert? Wie sollte sie umgesetzt werden? Welche Ansätze lassen sich rekonstruieren? Und in weiterführender Perspektive: Welche didaktischen Probleme waren in diesen Ansätzen angelegt?
Die Rekonstruktion der methodischen Ansätze der sozialistischen Werteerziehung erfolgt exemplarisch anhand einer Unterrichtskonzeption aus den Unterrichtshilfen »Heimatkunde« der Klasse 4 und den entsprechenden Auszügen aus dem Heimatkunde-Lehrbuch. Im Ergebnis lassen sich drei Ansätze der sozialistischen Werteerziehung aus der Stundenkonzeption herausarbeiten und diskutieren:
a) die Konfrontation mit dem ›moralischen Gegenteil‹, um die ›richtigen‹ Werte des Sozialismus zu erkennen,
b) die Erschließung der sozialistischen Werte über den Bezug zur Lebenswelt sowie
c) die Erschließung der sozialistischen Werte über ihre historische Entwicklung.
Zum Abschluss unseres Beitrags reflektieren wir die Probleme und Spannungsfelder der sozialistischen Werteerziehung in einem zeitübergreifenden didaktischen Kontext.

Veröffentlicht am: 28. April 2020, 12:00 Uhr