Einblicke
‹ zurück zur Einblicke-ListeVeranstaltungsrückblick von Dr. Anke Geier: APOLDA - DEN FADEN WEITERSPINNEN! FORUM ZU ZEITGESCHICHTE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN“, 15.06.2024
Veranstaltungsrückblick von Dr. Anke Geier (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur):
»Am Samstag, 15.06.2024, fand im Eiermann-Bau in Apolda ein Forum zu Zeitgeschichte und Zukunftsperspektiven statt. Veranstalter war die Stiftung Ettersberg in Kooperation mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Forschungsverbund Diktaturerfahrung und Transformation, der Stadt Apolda und dem GlockenStadtMuseum Apolda. Die Tagung »Apolda – Den Faden weiterspinnen!« thematisierte die wechselhafte jüngere Geschichte und die Auswirkungen bis heute.
In Panel 1 »Standort, Wirtschaft, Erbe – Apolda und seine Industrie« diskutierten die ca. 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung den Umgang mit dem wirtschaftlichen Erbe in Apolda. Eingangs nahm der Historiker Dr. Tobias Kaiser das Auditorium zunächst in die frühe Industriegeschichte der Stadt mit und zog den Bogen bis in die Transformationszeit. In der Diskussion, moderiert von Dr. Juliane Stückrad (Volkskundliche Beratungsstelle Thüringen, Hohenfelden), sprachen Michael Schönfeld vom Apoldaer Geschichtsverein, Gerald Rosner, Unternehmer und Zeitzeuge, und Matthias Ameis (Stadt Apolda) über Krisen und ihre Lösungen, Abhängigkeiten vom Weltmarkt, Aufbrüche, Innovationen, den Apolda European Design Award und den Einfallsreichtum der Apoldaer. Gleichzeitig wurde betont, dass durch den massiven staatlichen Eingriff in die privaten Betriebsstrukturen zu DDR-Zeiten nicht nur mindestens zwei Unternehmer-Generationen, sondern auch nach dem Ende der DDR viel Wissen bezüglich traditioneller Produktionsweisen verloren ging.
In Panel 2 »Vom Kommen, Gehen und Bleiben – Stadtgesellschaft im Wandel« sprachen die Historikerin Emilia Henkel, die ehemalige Vertragsarbeiterin aus Mosambique, Orquidea Chongo, die Politologin Anna Stiede, sowie Stefan Kuhirt vom Förderkreis zur sprachlichen, beruflichen und kulturellen Integration in Thüringen mit dem Moderator Pascal Mauf (Bundeszentrale für politische Bildung, Gera) über ihre Beweggründe nach Apolda zu kommen, zu bleiben und aus Apolda wegzugehen. Eingangs skizzierte Emilia Henkel die Phasen des Kommens, Gehens und Bleibens in Apolda und unterlegte dies mit Zahlen der Bevölkerungsstatistik. Im Gespräch teilten die Podiumsgäste dann ihre individuellen Erinnerungen an das Leben in Apolda in der DDR-Zeit, in der Transformationszeit und heute. Anna Stiede betonte dabei ihre Eindrücke der rechtsextremen Gewalt in Apolda, die sie in den 2000er Jahren erlebte. Rassismus und andere diskriminierende Erfahrungen habe Orquidea Chongo zu DDR-Zeiten dagegen nicht gemacht. Und Stefan Kuhirt, der seit über 30 Jahren Integrationsarbeit in der Stadt und im Weimarer Land leistet, erläuterte die Chancen von Zuzug für Apoldas Kultur und Wirtschaftsleben.
In Panel 3 »Speck oder Gürtel – Die Zukunft Apoldas?« diskutierten Katrin Hitziggrad (Kreative und koproduktive Stadtentwicklung Jena), Claudia Söllner (Kunsthaus Apolda Avantgarde), Julia Eschment (»Auxesia« – nachhaltige Stadtentwicklung Apolda), Max Reschke (Bündnis 90/ die GRÜNEN Thüringen) und Thomas Gottweiss (CDU-Fraktion, Kreistag Weimarer Land) über die Stärken und die Schwächen sowie die Entwicklungsperspektiven Apoldas. Dabei wurde deutlich, dass viele (auch ehrenamtlich) engagierte Menschen mit tollen Projekten die Entwicklung der Stadt vorantreiben, das dafür mehr Wertschätzung und gern noch mehr Unterstützung aus der Stadtverwaltung gewünscht wird. Die Moderation der Runde übernahm der Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Peter Wurschi.
Die Tagung endete mit einer spannenden architektonischen Führung durch den Eiermann-Bau durch die Architektin und Gastprofessorin Katja Fischer. Daran anschließend führte der Leiter des GlockenStadtMuseums Apolda, Klemens Petukat, durch die neue Ausstellung des Museums, die sich derzeit ebenfalls im Eiermann-Bau befindet.«
Veröffentlicht am: 28. Juni 2024, 12:00 Uhr