Gedenken ohne Wissen? Die sowjetischen Speziallager in der postsozialistischen Erinnerungskultur
Die wissenschaftliche Erforschung und Einordnung der sowjetischen Speziallager ist in den letzten 30 Jahren weit vorangeschritten. Dauerausstellungen wurden an den Orten ehemaliger Lager errichtet, eine Quellenedition herausgegeben. Dennoch knüpft die öffentliche Wahrnehmung sowjetischer Verhaftungen und Internierungen in den Speziallagern an Deutungsmuster der 1950er Jahre an, ist häufig undifferenziert und ahistorisch.
An exemplarischen regionalen Beispielen wird der Frage nachgegangen, wie die Erfahrungen sowjetischer Repression vor Ort erinnert, diskutiert, verarbeitet und repräsentiert wurden und werden.
Das Projekt besteht aus zwei Schritten. Zunächst werden relevante Denkmalsetzungen dokumentiert. Dabei wird insbesondere nach den damit einhergehenden Initiativen, Debatten und der Praxis der Gedenkkultur gefragt. Darüber hinaus führt das Projektteam mit Kooperationspartnern Workshops und Weiterbildungen zu sowjetischen Verhaftungen durch.
Der geografische Untersuchungsraum erstreckt sich auf das Gebiet des heutigen Bundeslandes Thüringen und der angrenzenden Kreise in Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Ziel ist es, die öffentlichen Diskussionen um die Repräsentation sowjetischer Internierungen 1945 bis 1949 zu versachlichen und Impulse zu setzen, um eine kritische Erinnerungskultur zu befördern.