Sozialismus im Bild. Ein Forschungs- und Ausstellungsprojekt zur fotografischen Aneignung von DDR-Lebenswelten
Fotografien von der DDR beeinflussen unsere historische Vorstellung vom Leben im deutschen Staatssozialismus und seinen Folgen. Doch wer fotografierte, unter welchen spezifischen Bedingungen und wofür entstanden die Aufnahmen? Wie sind diese Bilder einst genutzt und betrachtet worden – und wie wird seit 1989/90 mit ihnen öffentlich und privat umgegangen?
Einerseits sammelt und erforscht das Projekt exemplarisch die vielfältige und widersprüchliche fotografische Bildproduktion in der DDR: Zum Beispiel Aufnahmen von Lohnarbeit im Betrieb, von Hausarbeit und Familie in der Presse, im privaten Fotoalbum oder Brigade-Tagebuch. Wie verändern innere Einstellung und Zweck die fotografische Perspektive, wenn u. a. Jugendliche, Frauen und Alte porträtiert werden: im »Selbstauftrag« von Professionellen und Amateuren, im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit oder für illustrierte Zeitungen?
Andererseits werden Fotos zusammengetragen und analysiert, die die DDR-Gesellschaft eher von außen und vom Rand erkundet haben. Welche Motive wählten zum Beispiel Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter? Wie machten westdeutsche und internationale Fotografinnen und Fotografen das »andere Deutschland« sichtbar? Welche inneren Grenzen der Diktatur blieben dabei verschattet?
Ein weiteres Themenfeld ist die Geschichte des publizistischen Gebrauchs des Sammelgebietes »fotografierte DDR« nach ihrem Ende. Mit welchen Fotos verknüpft waren und sind der Deutungswandel der DDR-Geschichte und der alt-neuen Gesellschaft im Osten Deutschlands?
»Sozialismus im Bild« setzt auf Kollaboration und offenen Austausch. Wir laden einstige Akteure aus der Fotopraxis zu Gesprächen ein, suchen auch private Bilder von Amateuren. Nach Installationen in verschiedenen Städten und Gemeinden werden die Forschungsergebnisse in einer Ausstellung mit Katalog präsentiert.
Ehemalige Mitarbeiter*innen
- Dr. Axel Doßmann, Projektleiter
- Jonathan Horn, wissenschaftlicher Assistent
- Annika Neubert, wissenschaftliche Assistentin
Aktivitäten
03. Dezember 2022, Ausstellungseröffnung, »›An den Rändern taumelt das Glück.‹ Die späte DDR in der Fotografie«. Anschließend zu sehen vom 04. Dezember 2022 bis 12. Februar 2023.
Oktober 2021, Filmreihe im Rahmen von »Kein Schlussstrich! Jena und der NSU-Komplex«
ABGESAGT – 28. August 2020, Tagung, Dr. Axel Doßmann: »Pressefotografie in Ostdeutschland seit 1989«