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‹ zurück zur Aktuelles-ListeFranz Waurig: Nachbetrachtung, „Gedenken und Konflikt“ – Konferenz am 16. und 17. Juni 2025 zum ersten Todestag von Bernd Faulenbach in Berlin
Franz Waurig während seines Referats zu Denkmälern über sowjetische Verhaftungen und Speziallagern. Foto: Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Blick in den Tagungsraum. Foto: Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Am 16. und 17. Juni 2025 veranstaltete die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in der Landesvertretung Brandenburg in Berlin eine Tagung zu Ehren des Historikers Bernd Faulenbach (1943–2024). Unter dem Titel »Gedenken und Konflikt: Erinnerung an Gewalt und Diktaturen in Deutschland und Europa« diskutierten und referierten Wissenschaftler:innen sowie Mitarbeitende von Gedenkstätten über aktuelle Herausforderungen der Gedenk- und Geschichtskultur.
Im Mittelpunkt standen die unterschiedlichen europäischen Perspektiven auf den »Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus« am 23. August, die Frage nach der Integration kolonialistischer Gewaltgeschichte in die deutsche Erinnerungskultur sowie die Weiterentwicklung der sogenannten »Faulenbach-Formel«. Diese wurde 1991 im Rahmen der Auseinandersetzungen um die sowjetischen Speziallager formuliert.
Faulenbach betonte damals, dass unter wechselseitiger Bezugnahme weder die nationalsozialistische Gewaltherrschaft relativiert noch das Nachkriegsunrecht bagatellisiert werden dürfe. Auf dieser Grundlage wurden in den 1990er Jahren Gedenkstätten mit doppelter Vergangenheit – etwa Buchenwald und Sachsenhausen – umgestaltet. Die bis dahin weitgehend tabuisierten sowjetischen Speziallager wurden wissenschaftlich aufgearbeitet und seither in eigenen Ausstellungen thematisiert.
Die Frage nach sichtbaren Erinnerungszeichen für die Opfer sowjetischer Verhaftungen und Speziallager griff Franz Waurig in seinem Vortrag am zweiten Konferenztag auf. Mit Bezug auf die Präsentation von Olga Danilenko (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen) über die Häftlinge des Speziallagers Nr. 7/1 betonte er, dass die Aufarbeitung der Speziallager eine deutsch-postsowjetische Angelegenheit sei. Im öffentlichen Gedenken spiegelt sich das jedoch bislang kaum wider.
Die Tagung endete am 17. Juni mit einem Rückblick des Historikers Prof. Dr. Martin Sabrow auf das Leben Bernd Faulenbachs und einer Würdigung seines wissenschaftlichen Wirkens.
Veröffentlicht am: 11. Juli 2025, 20:33 Uhr