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Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren

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Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller, Dr. Julia Landau und Franz Waurig geben Sammelband »Transformation des Gedenkens« heraus

Ganzenmüller, Jörg/Landau, Julia /Waurig, Franz (Hrsg.): Transformation des Gedenkens. Lokales Erinnern an sowjetische Verhaftungen der Nachkriegszeit. Böhlau Verlag Köln 2024, ISBN: 978-3-412-52875-1, 29,00 EUR
Ganzenmüller, Jörg/Landau, Julia /Waurig, Franz (Hrsg.): Transformation des Gedenkens. Lokales Erinnern an sowjetische Verhaftungen der Nachkriegszeit. Böhlau Verlag Köln 2024, ISBN: 978-3-412-52875-1, 29,00 EUR

Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller, Vorsitzender der Stiftung Ettersberg und Sprecher unseres Forschungsverbundes, Fanz Waurig, Mitarbeiter des Teilprojekts Gedenken ohne Wissen? Die sowjetischen Speziallager in der postsozialistischen Erinnerungskultur und Dr. Julia Landau, Leiterin des Forschungsprojekts, geben gemeinsam den Sammelband Transformation des Gedenkens. Lokales Erinnern an sowjetische Verhaftungen der Nachkriegszeit heraus.

Nach dem Tod des Dissidenten Aleksej Naval’nyj in einem russischen Straflager wurden an verschiedenen Orten weltweit Blumen für ihn niedergelegt und Schweigeminuten abgehalten. So auch in Erfurt. Vor der Messingtafel an der Außenmauer der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße stehen seit dem 16. Februar 2024 Blumen und Kerzen. Täglich werden es mehr. Dass die Tafel 1991 eigentlich für die ehemaligen Häftlinge des dortigen Gefängnisses nach 1945 eingeweiht wurde, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Die Inschrift – »Sie wollten Freiheit und Menschenwürde« – soll auch für die Opfer staatlicher Repression im Russland der Putin-Administration gelten, so die Botschaft.

Die Tafel an der Andreasstraße ist eines von vielen Denkmälern im öffentlichen Raum Ostdeutschlands, die seit 1990 an sowjetische Verhaftungen erinnern. In Westdeutschland gab es bereits seit den 1950er Jahren derartige Erinnerungszeichen. Die Motive und Hintergründe, die zur Setzung dieser wenig bekannten Denkmäler führten, stehen im Mittelpunkt einer neuen Publikation: Der Sammelband »Transformation des Gedenkens« erscheint dieser Tage im Böhlau-Verlag. Er ist das Produkt mehrjähriger Recherchen. Seit 2019 beschäftigt sich das Team des Projektes »Gedenken ohne Wissen?« an der Gedenkstätte Buchenwald im Rahmen des Forschungsverbunds »Diktaturerfahrung und Transformation« mit der Erinnerung an sowjetische Verhaftungen und Speziallager.

Nicht immer waren diese Denkmalsetzungen unumstritten. Die Autor:innen des Bandes– Jörg Ganzenmüller, Enrico Heitzer, Julia Landau, Franziska Mendler, Christina Ramsch, Dorothee Riese, Franz Waurig, Jens-Christian Wagner und Annette Weinke – untersuchen die Diskussionen um Denkmäler für Speziallager-Insassen und Verhaftete in Ost- und Westdeutschland, vor allem jedoch in Thüringen. Beiträge zum historischen Hintergrund, etwa zu den alliierten Verhaftungen nach dem Zweiten Weltkrieg und zur Geschichte des Lager-Begriffs rahmen die Einzelstudien.

Dem Buch gingen mehrere Veröffentlichungen des Projektteams voraus: 2020 konzipierte es bereits die Internetseite »Zumutbare Wahrheiten« zur Speziallager-Aufarbeitung seit 1989/90. Zwei Jahre später folgten die Herausgabe des Arbeitsmaterials »Wie erinnern?« zum regionalen Forschen vor Ort und die Broschüre »Nach dem Krieg. Spuren der sowjetischen Besatzungszeit in Weimar 1945–1950« (ISBN: 978–3-935–59829–3, bestellbar über: https://shop.buchenwald.de/shop/item/9783935598293/nach-dem-krieg-spuren-der-sowjetischen-besatzungszeit-in-weimar-1945–1950-von-dr-julia-landau-rene-emmendorffer-broschur ).

Derzeit plant das Projektteam Workshops zu sowjetischen Verhaftungen nach 1945 und zur biographischen Recherche. Bei Interesse an einem Workshop in Ihrer Region können Sie gern eine Nachricht an kustodie2@buchenwald.de senden.

Mehr Informationen sowie die Möglichkeit, den Sammelband zu erwerben, finden Sie hier.

Veröffentlicht am: 15. April 2024, 13:17 Uhr