Forschungsverbund Diktaturerfahrung + TransformationForschungsverbund Diktaturerfahrung + Transformation

Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren

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Zwischen Erfahrung und Erinnerung: Bildungs(um)wege christlicher DDR-Bürger*innen von der sozialistischen Gesellschaft bis in die Gegenwart

»Delegierungsbogen«, Vorschlag/Antrag für die Aufnahme in die Erweiterte Oberschule in der DDR
»Delegierungsbogen«, Vorschlag/Antrag für die Aufnahme in die Erweiterte Oberschule in der DDR

Das Forschungsprojekt gründet auf der Feststellung, dass Benachteiligungen junger Christ*innen in der DDR zumeist in engem Zusammenhang mit sozialistischen Bildungsinstitutionen erinnert werden. Deshalb rückt die historische Untersuchung Erzählungen, Praktiken und Strukturen von Ungleichheiten im Bildungssystem in den Mittelpunkt und erforscht (Aus-)Bildungs(um)wege christlicher DDR-Bürger*innen. Hierbei werden unterschiedliche Perspektiven gewählt.

Zum einen rücken anhand privater und staatlicher Überlieferungen institutionengebundene Bildungsübergänge in den Blick. Welche Akteure wirkten bei sozialen, politischen und ideologischen Bevorzugungen und Gegenprivilegierungen lokal zusammen? Wie veränderten sich Ermöglichungs- und Verhinderungskonstellationen vor dem Hintergrund des Wandels der Bildungsinstitutionen zwischen 1961 und 1990? Wie erschufen sich Christ*innen Handlungsspielräume?

Zum anderen werden mithilfe von Zeitzeug*innenbefragungen vielgestaltige individuelle Bildungserinnerungen untersucht. Von welchen Erfahrungen wird wie berichtet? Wie deuten die Befragten die Vergangenheit in individueller und gesellschaftlicher Hinsicht? Wie interpretieren sie ihre Bildungswege in Bezug auf die Wiedervereinigung 1989/90? Wie gestalten sie ihre Bildungsbiografien bis in die Gegenwart hinein?

Daran anschließend sollen Gegensätze und Gemeinsamkeiten von unterschiedlichen Bildungsvorstellungen in der (post)sozialistischen Gesellschaft diskutiert werden. Welche alltäglichen Bildungswirklichkeiten bildeten sich in der Erziehungs- und Fürsorgediktatur heraus? Welche alternativen Bildungsverständnisse wurden dem entgegengesetzt? Im Zuge dessen ist es Ziel des Projektes, zu erforschen, wie durch vielfältige historische und gegenwärtige Akteure widersprüchliche, aber ebenso übereinstimmende, sinnstiftende Geschichten darüber entstehen, was Bildung in der sozialistischen Gesellschaft bedeutete und fortwährend bedeutet.

Damit wird ein Dialog über eine gemeinsame, facettenreiche Vergangenheit ermöglicht. Denn während Benachteiligungen in den Erinnerungen Betroffener eine wichtige Rolle spielen, beurteilen rückblickend viele Menschen in Ostdeutschland die DDR-Bildungsinstitutionen und ihre individuellen Entwicklungschancen innerhalb dieser positiv.

Ehemalige Mitarbeiterin

  • Maria Korten, studentische Assistentin

Bibliografie zur Forschungsliteratur über Akademien, Fach- und Hochschulen in der DDR

Im Rahmen des Teilprojekts entsteht ein Literaturverzeichnis über die Auseinandersetzung mit dem höheren Bildungssystem der Deutschen Demokratischen Republik.
Die aktuelle Liste finden Sie hier.

Schreibaufruf: Ihre Bildungsgeschichte! (Herbst 2020)

Für das Forschungsprojekt »Zwischen Erfahrung und Erinnerung: Bildungs(um)wege christlicher DDR‐Bürger*innen« werden Ihre bildungsgeschichtlichen Aufzeichnungen gesucht!
Ausführliche Informationen zu diesem Aufruf finden Sie hier.


Aktivitäten

August 2023, Prof. Dr. Jörg Seiler u. Dr. Ringo Müller, Seminartag in München (Katholische Akademie und Diözesanarchiv) zum Thema »Kirchen- und Institutionengeschichte akteurszentriert schreiben«

Publikation, Dr. Ringo Müller, Christliche Jugendliche im Labyrinth der Ungleichheiten. Wege durch die sozialistische Bildungslandschaft der 1970er Jahre, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 75/2023, S. 445–484.

Publikation, Prof. Dr. Jörg Seiler, Diskriminierung katholischer Christen in der DDR in den 1960er Jahren, in: Christopher Spehr u. Roland M. Lehmann (Hg.), Diskriminierung von Christen in der DDR 1: Militarisierung und Widerstand in den 1960er Jahren, Göttingen 2023, 249–272.

März 2023, Dr. Ringo Müller, Trierer Tagung »Theologie und Vergangenheitsbewältigung«, Workshop: Christliche Jugendliche im Labyrinth der Ungleichheiten. Wege durch die sozialistische Bildungsgesellschaft der 1970er Jahre

24. September 2022, Dr. Ringo Müller, »Bildung und Religion in der sozialistischen Gesellschaft der 1970er Jahre«, Vortrag im Rahmen des 29. Tag der Thüringischen Landesgeschichte, »Religion und Gesellschaft«

14. Juli 2022, Projektpräsentation von Dr. Ringo Müller im Rahmen der Nachwuchswissenschaftler:innen-Konferenz der DDR-Forschung

27.-29. September 2021, Vortrag, Prof. Dr. Jörg Seiler, Die Diskriminierung katholischer Christen mit besonderer Berücksichtigung der 1960er-Jahre

Januar 2021, Dr. Ringo Müller, Online-Projektpräsentation im Rahmen eines Workshops der DDR Verbünde

24. Januar 2020, Projektvorstellung, Dr. Ringo Müller, Geschichtsmesse Suhl

04. Dezember 2019, Vortrag, Dr. Ringo Müller: Ungleichheit(en). Überlegungen zur Bildungsgeschichte junger Christ*Innen in der sozialistischen Gesellschaft

23. November 2019, Vortrag, Dr. Ringo Müller: Zur Erforschung christlicher Bildungs(um)wege in der sozialistischen Gesellschaft. Ein Werkstattbericht