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‹ zurück zur Aktuelles-ListeRückschau: Teil Zwei der Filmreihe zur staatlichen Filmdokumentation der DDR, 13.-29.06.2025
Filmabend Kunst und Kultur, Anne Barnert und Oliver Richter, Fotografin: Andrea Streit. Filmabend Wohnen, Anne Barnert, Fotograf: Caspar Stracke. Franka Maubach beim street walk in der Almstadtstraße, Foto: privat.
Die Filme der »Staatlichen Filmdokumentation« registrierten Alltag in der DDR, versuchten Lücken der staatlichen Zensur zu füllen und ein Abbild der DDR-Gesellschaft für spätere Generationen zu schaffen. Die DDR-Realität beschränkte diese Aufgaben und Privilegien der Filmgruppe immer wieder. Dennoch entstanden in den 1970er und 1980er Jahren bei der SFD bemerkenswerte Filme.
Im zweiten Teil der Filmreihe vom 13.-29. Juni 2025 standen im Deutschen Historischen Museum Berlin die SFD-Filmdokumente zu den Themen »Wohnen«, »Jüdisches Leben«, »Kunst und Kultur« auf dem Programm – in ausverkauftem Saal und teils schon vor Stammpublikum. Die Veranstaltungsreihe wurde von Dr. Anne Barnert co-organisiert, durchgeführt und moderiert.
Unerwartet unterhaltsam war der »Wohnen«-Abend: Die Zumutungen von Wohnungsmangel, Wohnungsnot und teils unfassbaren Wohnbedingungen führten beim Publikum zu erstaunlich wenig Bitterkeit – eher zu »Situationskomik«, wie ein Zuschauer bemerkte und zu einem befreiten Lachen über sich selbst: so haben wir gelebt und so absurd war das!
Dem Kinoabend »Jüdisches Leben« ging am 14. Juni ein street walk durch die nahe gelegene Almstadt-Straße voran: Studierende der Humboldt-Universität um Franka Maubach (DuT / Universität Bielefeld) und Anne-Christin Saß (FU Berlin) stellten den SFD-Film »Almstadtstraße« (1979) in den Kontext jüdischen Lebens im Berliner Scheunenviertel der 1920er und 1930er Jahre. »Wegrenovierte« hebräische Zeichen an Hauswänden, die der SFD-Film teils noch dokumentiert hatte oder fehlende Stolpersteine warfen die Frage auf, warum heute so wenig Gedenkzeichen in der Almstadtstraße zu sehen sind?
Mit dem Abend »Kunst und Kultur« endete die Filmreihe mit dem Wunsch nach weiteren Themen-Abenden am Zeughauskino zur Staatlichen Filmdokumentation.
In ihrem Blog hat die Berliner Künstlerin Andrea Streit die filmischen Gesprächsanlässe für alle sechs Filmabende protokolliert. Sie fragt sich bei manchen SFD-Filmen, wie sie überhaupt entstehen konnten, wie beim Film »Christian Richter. Christ und Keramiker« (1983) und überlegt, was aus der Familie des Wehrdienstverweigerers vor und nach 1989 geworden ist. Aus dem Zeitzeugengespräch des Filmabends mit Keramiker-Sohn Oliver Richter berichtet sie: »Nach 1990 habe kein DDR Bürger mehr Keramik gekauft. Es sei nicht einfach gewesen für ihn. Für den Frieden zu kämpfen habe er nicht aufgehört. P.S. Sein Bruder, wie er waren Bausoldaten. Oliver sei in einer Chemiefabrik in Berlin Lichtenberg eingesetzt worden. Die Arbeitsbedingungen waren verheerend. Giftigen Sachen sei man ausgesetzt gewesen. Arbeitsschutz ein Fremdwort.«
Die Filmreihe zur Staatlichen Filmdokumentation war eine Kooperation des Forschungsverbunds mit dem Deutschen Historischen Museum Berlin und dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung Dresden in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv, Abteilung »Audiovisuelle Medien«. Das Bundesarchiv stellt seit kurzem alle SFD-Filme im Digitalen Lesesaal zur Verfügung. Die Zeitkapsel ist also weiterhin offen und jederzeit nutzbar.
Veröffentlicht am: 11. Juli 2025, 19:18 Uhr